Konzept

Uns trieb die Frage um, wie lässt sich unser Stadtbezirk zu 100 % mit erneuerbaren Energien versorgen.

Wir haben zunächst Ideen und Zahlen gesammelt und diese zu einem Energiekonzept zusammengestellt. Dabei haben wir ermittelt, dass für den Strom- und Heizenergieverbrauch im Stadtbezirk jedes Jahr 24 Mio. € ausgegeben werden. Unser Ziel war es, nachzuweisen, wie man  den Verbrauch und die Kosten für Strom und Heizenergie im Stadtbezirk durch Energieeinsparung und durch den Einsatz energieeffizienter Techniken reduzieren kann - und den Rest mit erneuerbaren Energien, die im Bezirk erzeugt werden, versorgen kann. Damit wäre der Stadtbezirk rechnerisch energieautark.

Vorbild waren die mehr als 130 Regionen in Deutschland, die auf dem Wege sind, sich mit 100 % erneuerbaren Energien zu versorgen.

Wir legten großen Wert darauf, dass konservativ gerechnet wurde und Techniken vorgesehen wurden, die sich bereits bewährt haben. Bis auf eine Ausnahme und hier könnte unsere Region Vorreiter werden: Wir haben die Idee entwickelt, den Walheimer Steinbruch, der jetzt verfüllt wird, zu einem riesigen Wasserspeicher umzubauen und mit Solarkollektoren zu beheizen. Über ein Nahwärmenetz ließe sich ganz Walheim mit Wärme versorgen.
In das Konzept wurden Maßnahmen aufgenommen, wie Wärmedämmung der Gebäude, energieeffiziente Geräte und Maschinen, Wärmerückgewinnung, intelligente Steuerungen des Energieverbrauchs, Kraft-Wärmekopplung, Wärmepumpen, Abwärmenutzung sowie der Einsatz von regenerativen Energien, wie Solarenergie zur Strom- und Wärmeerzeugung, Windenergie, Biogaserzeugung, Holzfeuerungen und Nutzung der oberflächennahen Erdwärme also Geothermie.

Das Ergebnis zeigt, dass eine Vollversorgung mit erneuerbaren Energien auch im Stadtbezirk Kornelimünster/Walheim möglich ist.

Damit das Konzept auch angenommen wird, soll es in enger Zusammenarbeit mit den Bürgern, den Betrieben, der Verwaltung und anderen Institutionen und Akteuren durchgeführt werden. Es soll ein echtes Bürgerprojekt werden, in das sich jeder Bürger einbringen kann und das dadurch den Gemeinschaftssinn fördert.

Vor-Ort-Berater 
Damit das Konzept nicht, wie viele andere gute Vorschläge, nur Papier bleibt, soll ein Vor-Ort-Berater eingesetzt werden. Dieser Berater soll den Bürgern vor Ort Möglichkeiten aufzeigen, wie die vorgeschlagenen Maßnahmen umgesetzt werden können. Dabei geht es um technische Aspekte, Beispiele, Kontakte, Finanzierungsmöglichkeiten, wie z. B. Fördermittel und vieles andere mehr – also ein Berater, der sich direkt um das Projekt kümmert.

Gewerbebetriebe und andere Energieverbraucher
Da über die Hälfte der Energie in Nichthaushalten, wie Betrieben und Verwaltungen, verbraucht wird, müssen diese, wenn wir erfolgreich sein wollen, überzeugt werden, auch mitzumachen. In diesen Bereichen gibt es große Potenziale zur Einsparung von Energie. Die IHK Aachen und auch die Energieagentur NRW bieten zahlreiche Beratungsprogramme für die Betriebe an. Auch das Landesprogramm Ökoprofit hat sich seit Jahren für die teilnehmenden Unternehmen bewährt und zu großen Einsparungen geführt. 

Wie lässt sich das Projekt starten?
Im beschriebenen Energiekonzept, wurde zwar nachgewiesen, dass die Umstellung auf 100 % erneuerbare Energien möglich ist. Um das Projekt jedoch zu starten, werden eine Organisationsstruktur sowie detaillierte Untersuchungen zur Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit erforderlich.

Ohne die Unterstützung der politischen Gremien lässt sich diese Projekt nicht starten, sei es, um Fördermittel für eine Machbarkeitsstudie beim Land zu beantragen oder einen Vor-Ort-Berater einzustellen (auch hierfür gibt es zurzeit Fördermittel).

Ein Stadtratsbeschluss öffnet manche Tür, die sonst verschlossen bliebe. Das zeigen auch die Erfahrungen, die andere Regionen mit derartigen Projekten gemacht haben. 

Unterstützer
Erfreulich ist, dass sich viele Bürger für diese Projekt interessieren und es unterstützen möchten. Auch das Inda-Gymnasium in Kornelimünster will ein begleitendes Projekt durchführen. Ebenfalls gibt es eine Zusage der Fachhochschule in Aachen. Es sollen aber noch weitere Unterstützer gefunden werden, um das Projekt zu einem lebendigen Bürgerprojekt zu machen.

Fachliche Unterstützung und Erfahrungsaustausch bieten als weitere Plattform die erwähnten 100 % erneuerbaren Energieregionen an, die sich unter der Schirmherrschaft des Bundesumweltministeriums zusammengeschlossen haben. Diesem Verband kann man jedoch erst beitreten, wenn die Kommune einen entsprechenden politischen Beschluss gefasst hat.

Der Verband veranstaltet außerdem jährlich einen 2-tägigen Kongress in Kassel – mit mehr als 500 Teilnehmern im letzten Jahr (2011). Ich habe diesen Kongress besucht und war beeindruckt, von der Aufbruchstimmung die dort herrschte sowie den Ideen und Erfolgen, über die in den Vorträgen und Diskussionen berichtet wurde.

Ziel des Projektes
Dieses Projekt dient dazu, die von der Bundesregierung beschlossene Energiewende durch lokales Handeln konkret umzusetzen. Es fördert den Klimaschutz, die Unabhängigkeit von Öl und Gas sowie die wirtschaftliche Entwicklung der Region. Wie andere Regionen zeigen und das wurde während des Kongresses in Kassel mehrfach betont, werden diese Projekte von einer hohen Wertschöpfung begleitet.

Sicherlich sind mit diesem Projekt große Anstrengungen verbunden, doch zeigt der Erfolg anderer Regionen, dass sich der Einsatz lohnt. Und das sowohl in finanzieller Hinsicht, als auch aus der Verantwortung heraus für zukünftige Generationen.

Zitat Töpfer
Jetzt komme ich zum Schluss. Ich habe mit einem Zitat angefangen und enden möchte ich diesen Vortrag ebenfalls mit einem Zitat und zwar des ehemaligen Umweltministers Klaus Töpfer, der sich kürzlich beim Neujahresempfang 2012 der CDU in Düren nachdrücklich für die Energiewende aussprach: „Macht es ein wenig schneller, damit ich es noch erlebe!“ Wir sollten ihm und uns den Gefallen tun, denn je länger wir warten, umso teurer wird das Ganze.